Die Geschichte
Am Rande des Wiener Beckens, im stufenförmigen Auslauf der steirisch-niederösterreichischen Kalkalpen, liegt das ehemalige Jagdschloss der Familie Habsburg-Lothringen – Schloss Hernstein.
Die durch Dokumente belegbare Geschichte von Hernstein reicht bis zum Ende des 11. Jahrhunderts zurück. Anlässlich der dritten bayrischen Besiedlung unter dem Babenberger Leopold III gründete ein Herrand von Falkenstein die kleine Burg.
1272 stirbt die Familie Falkenstein aus und der Besitz geht an das Bistum Freising über. Bis ins 14. Jahrhundert übt das Geschlecht von Pottendorf, das sich gewaltsam und ohne Rechtstitel den Besitz aneignete, die Herrschaft aus. Während die meisten Schlösser zu Prachtbesitzen wurden, bleibt Hernstein ein Hofgut.
1515 kam die Herrschaft Hernstein an die Besitzer der Burg von Starhemberg, die im Meierhof ihre unversorgten Familienmitglieder unterbrachten. 1577 erwirbt Hans Freiherr von Heußenstein den Besitz. 1683 wurde das Dorf von den Türken verwüstet, die Kirche und der Meierhof brannten ab. Die Familie Heußenstein baute in den Jahren 1727-1730 das „Neue Schloss“. Die Grundmauern des Schlosses sind demnach über 250 Jahre alt. Ebenerdig befanden sich Pferde- und Schafställe. Nach einem Bild von Wagner hatte das Schloss drei Erker an der Südwestfront.
Finanzielle Schwierigkeiten führten schließlich zum Verkauf. Der Besitz wurde im Jahre 1798 vom niederländischen Staatsrat Heinrich Freiherr Müller, der seinem Namen den Titel „Von Hörnstein“ anfügte, übernommen. Er ließ den ebenerdigen Trakt zu Wohnzwecken umbauen und die Erker entfernen.
1831 verkauften seine Söhne die Güter an Erzherzog Rainer, Sohn des Kaisers Leopold und Bruder des Kaiser Franz. Nach dessen Tod im Jahre 1854 erbte sein ältester Sohn Erzherzog Leopold Ludwig den Besitz.
Er war derjenige, dem Schloss Hernstein seine Anlagen und die jetzige Gestalt verdankt. Schon zwei Jahre nach der Übernahme begann der Um- und Ausbau des Schlosses nach den Plänen von Theophil Hansen. Dieser Umbau dauerte 28 Jahre und erforderte an Baukosten rund 2 Millionen Gulden.
Aus dem bestehenden alten Schlossgebäude wurde das heutige Schloss Hernstein, das sich im Stil englischer Gotik präsentiert. Das Innere des Schlosses lässt die Sorgfalt erkennen, mit der der Architekt jedes Detail bestimmte. Unverkennbar sind die Anklänge an das Musikvereinsgebäude in Wien. Durch die von Erzherzog Leopold Ludwig veranlasste Vergrößerung des Parks und die Schaffung eines südlichen Parkteiles mit einem großen Teich wurde dem Schloss ein entsprechender Rahmen gegeben.
Als 1898 Ludwig starb, folgte sein Bruder Rainer als Besitzer von Hernstein. Von ihm ging das Schloss 1913 auf einen Großneffen Leopold Salvator über und 1931 an dessen Söhne Anton, Franz Josef und Carlos.
Es ist ein Glücksfall, dass durch die beiden Weltkriege keine ernsthaften Schäden am Gebäude entstanden sind. Dem Bundesdenkmalamt ist es zu danken, dass das Schloss in den Wirren von 1919 erhalten blieb. Im zweiten Weltkrieg beschädigte zwar ein Volltreffer das Dach und im Schlosspark wurden 26 Granateneinschläge gezählt, aber das Innere des Schlosses blieb erhalten.
Im Herbst 1943 wurden Schloss und Park an die Erste Österreichische Spar-Casse verkauft. Schloss Hernstein ist eines der wenigen Privatgebäude, das im „Ringstraßenstil“ erbaut wurde.
Am 01. Jänner 1963 ging der Besitz in das Eigentum der Kammer der gewerblichen Wirtschaft für Wien über. In den folgenden Jahren wird das Schloss teilweise unterkellert und das Mauerwerk durch Isolierschichten trockengelegt, sowie die Fassade mit Verzierungen aus Stein und Terrakotta restauriert.
Während die zum Teil erhaltenen Appartements des Erzherzogs im ersten Stock als Veranstaltungsräume umgewidmet werden, entsteht an der Westseite, wo einst Stallungen und Wagenremisen lagen, ein Neubau mit Gästezimmern.
Im Herbst 1976 wurde ein Erweiterungsbau eröffnet, der einen großen Vortragssaal, Gruppenräume, eine Erweiterung des Hotels sowie ein Hallenschwimmbad mit Sauna umfasst.
Ein weiterer neuer Trakt wurde im Jahr 1994 in Betrieb genommen Dieser sollte, mit 10 neuen Zimmern, Rezeption, Küche und Restaurant mit Clubbar, nicht der Quantitäts- sondern der Qualitätssteigerung dienen.